Anton Bruckner war gefeierter Orgelvituose und genialer Komponist. Geboren am 4. September 1824 in Ansfelden verbrachte er die erste Hälfte seines Lebens an verschiedensten Orten in Oberösterreich, bevor er in Wien zum Hoforganisten und Hochschullehrer aufstieg. Eine Erlebnis-Reise zu zehn Orten in Oberösterreich und ihren oft recht kuriosen Verbindungen zu Anton Bruckner. Inklusive einer Begegnung mit einem Affen und einem freiwilligen Aufenthalt im Kerker.
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Das alte Schulhaus von Ansfelden liegt in direkter Nachbarschaft der Pfarrkirche und des großartigen barocken Pfarrhofs. Hier wurde am 4. September 1824 Sohn Josef Anton in die Lehrerfamilie Bruckner geboren. von Bruckners Geburtsort, auf einer Anhöhe mitten in Ansfelden gelegen, schweift der Blick weit in die offene Landschaft des oberösterreichischen Voralpenlandes hinaus bis zur Donau und ins Mühlviertel. Vielleicht eine erste Vorahnung auf die bis dahin unerreichten Klangräume, die Bruckners Sinfonien aufspannen. In Anton Bruckners Geburtshaus ist ein Museum eingerichtet, das anlässlich seines 200. Geburtstages mit einer neuen Dauerausstellung ausgestattet wird.
1837, Anton Bruckner ist keine 13 Jahre alt, stirbt sein Vater. Anton wird in St. Florian im Augustiner Chorherrenstift untergebracht. Bis 1840 ist er Sängerknabe, ein Ahn der heutigen Chorknaben, die als Kulturbotschafter Oberösterreichs um die Welt reisen. Im Stift erhält Bruckner seine erste musikalische Prägung. Und hierher kehrt er immer wieder zurück. Zuerst von 1845 bis 1855 als Lehrer und Stiftsorganist. Die Orgel in der Stiftsbasilika mit 7.386 Pfeifen beeindruckte und beeinflusste Bruckner nachhaltig. Am 15. Oktober 1896 kehrte der wenige Tage davor verstorbene Bruckner ein letztes Mal nach St. Florian zurück. Zur ewigen Ruhe in der Krypta der Stiftsbasilika. Direkt unter seiner Brucknerorgel.
1840, nach seiner Zeit als Sängerknabe in St Florian, kommt Anton Bruckner nach Linz. In der sogenannten "Präparandie" lässt er sich zum Volksschullehrer ausbilden, verlässt die Landeshautpstadt danach aber wieder. 1855 übernimmt er die Aufgaben eines Dom- und Stadtpfarrorganisten. Bruckner ist jetzt endgültig vom Lehrer zum Musiker geworden. Er leitet den Chor der "Liedertafel Frohsinn", betreibt instensiv seine Musik-Studien bei verschiedenen Lehrern. Und er legt die ersten Grundsteine seines Werks als Komponist. In Linz entstehen seine 1. Sinfonie, drei große Messen und das berühmte "Locus iste" aus Anlass der Einweihung der Votivkapelle des in Bau befindlichen Mariendoms.
Im Alter von 17 Jahren trat der frisch ausgebildete Lehrer Anton Bruckner 1841 seine erste Stelle als Schulgehilfe in Windhaag bei Freistadt an. Die Freiheit auf eigenen Beinen zu stehen war ein harter Gegensatz zu den vielen Aufagben und Diensten mit denen er eingedeckt wurde. Und die der junge Bruckner als entbehrungsreich und belastend empfand. Trotzdem wurde er hier als Komponist aktiv und schuf die Windhaager Messe. Es kam aber, wie es kommen musste: Bruckner geriet in Konflikt mit seinen Vorgesetzten und wurde schließlich - nicht freiwillig - nach Kronstorf bei Steyr versetzt.
In Windhaag geschasst durfte Anton Bruckner seine Schulgehilfen-Jahre ab 1843 in Kronstorf fortsetzen. Seine Dienstwohnung war ein einzelnes Zimmer, knappe sechs Quadratmeter groß. Dennoch fühlte sich Brucker hier "wie im Himmel". Die Jahre in Kronstorf sind auch insofern entscheidend, als sich Bruckner hier erstmals selbst als "Komponist" bezeichnet. Tatsächlich schreibt er in seiner Kronstorfer Zeit mehr als zehn Kompositionen. Das "Brucknerzimmer", jenes kleine Junggesellenglück, ist bis heute erhalten und kann als kleinstes Bruckner-Museum der Welt besichtigt weden. 2024 aus Anlass des Bruckner-Jahres mit neuer Ausstellung.
Wegen Überarbeitung schlitterte Anton Bruckner Ende der 1860er Jahre in eine gesundheitliche Krise. Um seine Leiden behandeln zu lassen, suchte er 1867 und 1868 zweimal die "Kaltwasserheilanstalt" in Bad Kreuzen im Mühlviertel auf. Die Kurauftenhalte stürzten Bruckner allerdings in tiefe Verzweiflung. Als dann auch noch "böhmische Musikanten" zur Unterhaltung der Kurgäste aufspielten, war es um die Contenance Bruckners endgültig geschehen. Er flüchtete aus der Kuranstalt in die nahe gelegene Wolfsschlucht und verirrte sich dabei in der Klamm. Nach einer Suchaktion wurde er schließlich mithilfe von Seilen und Leitern aus der Schlucht befreit.
Es war ein recht sonderbarer Zug an Wanderern, der sich 1879 von Micheldorf aus den steilen Anstieg zur Burg Altpernstein hinaufquälte. Anton Bruckner wollte das alte Gemäuer unbedingt besuchen, war aber teilweise nicht in der Lage den Weg zu bewältigen und ließ sich offenbar zum Teil von seinen Begleitern tragen. Das Ziel der Aktion war noch kurioser als die Wanderung selbst: Bruckner wollte sich freiwillig in das Burgverlies einsperren lassen, um das Gefühl von Gefangenschaft zu erleben. Als er aus dem Felsenkerker wieder in die Freiheit zurückkehrte, soll er laut "Resurrexit!" gerufen haben. "Er ist auferstanden!"
Die kaiserliche Sommerfrische in Bad Ischl war auch für Künsterlinnen und Künstler ein willkommener Anlass, den Sommer im Salzkammergut zu verbringen. Als Hoforganist ab 1863 reiste auch Anton Bruckner mit dem kaiserlichen Tross und gab seine Kunst an der Orgel zum besten. Als im Sommer 1890 die jüngste Tochter des Kaisers, Marie Valerie, in der Ischler Stadtpfarrkirche vor den Traualtar trat, saß also kein Geringerer an der Orgel als Brucker. Und er begeisterte die Hochzeitsgäste mit einer seiner legendären Improvisationen. Und, wie viele Gäste heute, versäumte er es nicht, vor der Abreise beim Hofzuckerbäcker Zauner einzukehren. Was sein Eintrag im Gästebuch beweist.
Wie vor ihm schon Franz Schubert empfand auch Anton Bruckner die Atmosphäre der Stadt Steyr als umgemein inspirierend. Vor allem während seiner Wiener Zeit kam er im Sommer gerne in die Stadt "wo ich alljährlich so gerne weile". In der Stadt pflegte er zahlreiche Freundschaften. Auch schöpferisch waren seine Aufenthalte äußerst fruchtbar. In der idyllischen Stadt am Zusammenfluss von Enns und Steyr schrieb er große Teile der 8. Sinfonie. Die Partiturskizze der Achten schloss er im Sommer 1885 hier ab - mit dem berühmt gewordenen Vermerk "Halleluja". An diesem monumentalen Werk arbeitete er aber bis 1890 weiter - auch in Steyr. Genauso wie an seiner letzten und letztlich unvollendet gebliebenen 9. Sinfonie.
Auch das Zisterzienserstift Wilhering, wenige Kilometer stromaufwärts von Linz direkt an der Donau gelegen, war das Ziel sommerlicher Aufenthalte Anton Bruckners. Die Kirche des Stiftes ist ein Juwel aus der Epoche des Rokoko und gehört zu den bedeutendsten Bauwerken dieses Stils in ganz Österreich. Bruckners Leidenschaft galt, wie sollte es anders sein, der Orgel des Stiftes. Eine recht sonderbare Beziehung soll er aber in jener Zeit zu einem indischen Affen aufgebaut haben, der im Palmenhaus des Stiftes Wilhering lebte. Das Tier, dessen Namen nicht überliefert ist, faszinierte den Komponisten. Und man munkelt, dass er in einer seiner Sinfonien keck von Note zu Note hüpft.